Wie sag ich‘s meinem Kinde?
- Caroline
- vor 7 Tagen
- 3 Min. Lesezeit
Am besten klar und deutlich. Das weiss doch Jeder. Und wenn es etwas Heikles ist? Warum ich so herumdruckse? Nun, ich muss Mina bald sagen, dass ich in drei Wochen für ein Wochenende verreise. Ohne sie. Ich gehe mit meiner Schwester Theresa wellnessen. Aber vorher muss ich noch… Ich bin ein solche Schisserin, wenn ich unangenehme Dinge ansprechen muss. Und wenn es um Mina geht, ist es am schlimmsten. Weil ich Angst habe, dass sie dann wieder in ihr Symbiose-ist-bedroht-Loch abstürzen und in den roten Zustand fallen könnte. Und ich mir dann wie eine furchtbare Raben-Pflegemutter vorkomme. Obwohl ich in einer anderen Gehirnregion genau weiss, dass ich das darf und es Mina nicht schadet, wenn ich ein paar Tage weg bin. Gibt es denn keinen anderen Weg, als sie so zu konfrontieren? Nein, wohl nicht.
„Vielleicht wechselt Mina ja mal die Symbiose-Person und will bald nur noch mit Romeo zusammen sein, so wie jetzt mit dir?“, sagte mir vor ein paar Tagen eine Kollegin. Schön wärs… Dass Mina, die bald 10 Jahre alt wird, durch die Pubertät und bis ins Erwachsenenalter auf einmal Romeo zur Hauptbezugsperson erküren könnte, ist eine verlockende Vorstellung. Dann könnte ich auch einfach mal spontan wegsein am Abend, am Wochenende, oder auch eine ganze Woche in die Ferien fahren. Und Mina würde bloss mit den Schultern zucken und tschüs rufen. Wie wäre ich plötzlich frei… Aber zurück zu meinem wirklichen Problem, Mina Bescheid zu sagen. Heute Abend mach ich‘s, versprochen.
Was ich sagen werde? Lasst mich mal überlegen, was ich im Coaching gelernt habe: „Mina, in drei Wochen fahre ich mit meiner Schwester übers Wochenende weg. Am Sonntagabend bin ich dann zurück, und wir haben noch den Abend zusammen.“ Und: „Was haben wir letztes Mal nochmal gemacht, als es dir so gut gegangen ist, als ich weg war? Soll ich dich anrufen, sobald ich dort bin? Oder schon vorher im Zug? Und du darfst mir jederzeit telefonieren und ich nehme ab, wenn ich kann. Oder rufe dich zurück.“
Was mir auch noch helfen könnte, die Kröte einfach auszuspucken: Wenn ich auf die Fortschritte schaue, die Mina in den letzten Jahren bei diesem Thema gemacht hat, müsste ich mir eigentlich nicht so Sorgen machen. Doch das ist im Moment noch alles graue Theorie. Vor allen Dingen bräuchte ich jetzt mal einen eindeutig grünen Moment bei Mina. Der ist aber kaum planbar, ausser vielleicht am Abend im Bett.
Doch zuerst ist noch Trampolinspringen und Veloparcours im Freizeitpark angesagt. Trampolinspringen ist sowieso unser neues Hobby am Wochenende und in den Ferien. Also eigentlich springt nur Mina stundenlang, fährt erste schüchterne Strecken mit dem Trotti, spielt Fussball mit den Teenagern oder schaut zu, wie die Grossen krasse Sprünge machen. Ich sitze derweil im angrenzenden Café, lese, höre Musik oder schreibe neue Bloggeschichten. Win-win, sozusagen. Diesmal sind meine Schwester und ihre Kinder in Minas Alter auch mit von der Partie.
Am nächsten Tag, als es Mina grad gut geht, informiere ich sie dann endlich darüber, dass ich übernächstes Wochenende weg sein werde. Mein Herz klopft wie wild. Wie sie wohl reagieren wird? Mina hört mir seelenruhig zu und antwortet dann kurz und bündig: „Das weiss ich alles schon. Du gehst mit Theresa wellnessen. Ich habe euch gestern im Trampolinparadies gehört, als ihr davon gesprochen habt.“…
P.S. Ein paar Tage später versuche ich Mina zu erklären, wie es in Zukunft mal sein könnte, wenn sie gross ist, und mir dann einfach viel Spass wünscht, wenn ich ohne sie weggehe. Als ich fertig bin, grinst Mina verschmitzt und sagt: „Aber Mami, es macht mir schon jetzt nichts aus: Ich will einfach nicht, dass du es tust.“ Sagt‘s und drückt mich ganz fest an sich sich.




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