Manchmal kuschelt sich Mina gemütlich an mich und mag es gern, wenn ich ihr die Füsse massiere. Nicht immer, aber immer öfter...
Ich denke zurück an die Zeiten, als Mina in unsere Familie kam. Sie war vier Monate alt, und ich musste nach ihrer Ankunft noch zwei Weiterbildungstage absolvieren. Eine Freundin war gerne bereit, sich diese zwei Tage um Mina zu kümmern. Alles verlief ohne Schwierigkeiten. Aber als ich abends kam, um Mina wieder abzuholen, schauten mich ihre Äuglein erstaunt an, so als wolle sie zu mir sagen: "Dass du nochmal wiederkommst, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet..."
Anfangs hatte ich den Eindruck, Mina nähere sich uns nur sehr langsam an. Andererseits war sie von Beginn weg ein kontaktfreudiges Kind, das wach umherschaute und auch auf fremde Menschen interessiert reagierte. Mir kam es vor, als hoffe sie zwar zuversichtlich, dass immer wieder jemand käme, um ihr Überleben zu sichern. Ganz undenkbar aber schien es, dass jemand für länger oder sogar dauerhaft bei ihr bleiben könnte.
Nach ein paar Monaten schien es Mina zumindest in Betracht zu ziehen, dass ich vielleicht länger bleiben würde als ihre bisherigen Bezugspersonen. Trotzdem konnte man noch lange den Eindruck haben, dieses Kind könne gut und gerne auf Körperkontakt verzichten. Kuscheln schien für Mina kein Bedürfnis zu sein. Dafür war sie von klein an bestrebt, wegzukommen und sich vorwärts zu bewegen:
Bevor sie sitzen konnte, übte Mina schon das Krabbeln. Und als es ihre kurzen Beine mit einem Jahr endlich schafften, die ersten Schritte zu gehen, versuchte sie schon zu rennen und auf Geschwindigkeit zu trainieren...
Sportlich ist Mina auch mit bald sieben Jahren noch. Sie kann schnell sprinten, mühelos länger laufen und mit Leichtigkeit auf hohe Bäume klettern. Nora (23), die selbst schon darüber nachdachte, Sportlehrerin zu werden und deshalb ein Auge dafür hat, plädiert dafür, Mina bereits jetzt beim Leichtathletikverein anzumelden. "Piano, piano...", ist meine Einstellung. Zuerst mal die Eingewöhnung in die Schule und die Mädchenriege einmal pro Woche. Dann schauen wir weiter.
Dagegen finde ich es wunderbar zu beobachten, wie Mina über die Jahre immer kuschliger wird: Mit zwei, drei Jahren blieb sie höchstens mal 15 Sekunden auf meinen Knien sitzen, bis sie wieder runter wollte und rennen, rennen, rennen... Mit vier bis fünf Jahren hielt sie es auch mal 2 Minuten aus. Seit einem Jahr klettert Mina nun aber manchmal von sich aus auf unsere Knie und lehnt sich an. Und kürzlich hat sie beim zusammen Weggehen angefangen, meine Hand zu halten. Dinge, die bei anderen Kindern von Beginn weg selbstverständlich sind, sind bei Mina Meilensteine und zeigen mir, dass die Bindung zu uns weiter wächst.
Übrigens: Für den Fall, dass Mina tatsächlich mal die grosse Leichtathletikkarriere machen sollte, werde ich mir das mit der tiefen Beziehung und Bindung schön laut vorsagen, wenn ich mit den anderen Fans in der Schlange anstehe, um einen Blick auf Mina zu erhaschen und von ihr ein Autogramm zu bekommen...
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