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Nichts als Ärger mit diesem Kind…

  • Caroline
  • vor 7 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Vorgestern war Minas wöchentlicher Kletterkurs. „Mami, es ist zu warm für eine Jacke, es ist doch schon Frühling“, findet Mina. „Am Abend ist es aber noch ganz schön kalt,“ antworte ich und packe ihr die Jacke deshalb unten in die Klettertasche. Das alte Handy, das Mina jeweils mitnimmt, legt sie in ein Aussenfach der Klettertasche. Den halben Weg ins Klettern bewältigt Mina jeweils alleine mit dem Bus, den Rest fahren wir gemeinsam. Als ich Mina abends am Hauptbahnhof wieder treffe, ist sie ziemlich aus dem Häuschen. „Mami, ich konnte dich im Bus nicht anrufen. Sicher hast DU das Handy in deiner Tasche!“ „Nein, Mina, du hast es ins Aussenfach der Klettertasche gesteckt, weisst du nicht mehr?“ Da Mina so gut wie nie etwas verliert, will ich ihr nicht noch mehr Druck machen und versuche gelassen zu bleiben. „Mina, ich denke, du hast das Handy in der Kletterhalle liegen gelassen.“ „Romeo, kannst du das Telefon von Mina orten?“, schreibe ich ihm eine kurze Textnachricht. Manchmal ist es schon praktisch, dass er zur vorsichtigen Sorte gehört und gerne die Kontrolle über die Dinge hat. Stimmt, heute übernachtet er ja wegen einer Tagung auswärts. „Handy bei Dönerstand vor der Kletterhalle abgegeben, alles ok,„ schreibt Romeo schon bald zurück und bringt das Telefonino am nächsten Tag heim.


Heute sind die Temperaturen sogar richtig frühlingshaft und warm. Deshalb geht Mina ohne Jacke nach draussen spielen. Sie und ihre Kollegen aus dem Hochhaus sind so richtig im Flow beim Spielen, weil es abends wieder länger hell ist. (Nein, die Hausaufgaben machen sich leider nicht von selber und Schlaf braucht man auch nicht weniger, aber wen kümmert das schon…?)


„Mina, wo hast du denn dein Handy?“, fragte ich sie am Abend. „Keine Ahnung, Mami. Oder doch, ich habe es in die Seitentasche meiner Trainerhose gesteckt. Gut, oder?“, antwortet Mina mit treuherzigem Augenaufschlag. Ich rolle mit den Augen. Ist doch klar, dass es da aus der Hosentasche rausgefallen ist. Wohl doch etwas zu viel Flow beim Spielen heute, denke ich. Sehr aussergewöhnlich, dass ihr das gleich zweimal diese Woche passiert. Denn normalerweise ist es Mina, die MICH terminmässig an etwas erinnert, das mir sonst durch die Lappen gehen würde. Oder noch weiss, wo ich meine Brille in der Wohnung liegengelassen habe. Da werden wir uns für die jackenlose Zeit etwas Sichereres ausdenken müssen. Gut ist Romeo noch auf dem Nachhauseweg von der Arbeit und kann das Handy vielleicht gleich mitbringen. Das Schulhaus liegt nämlich auf seinem Heimweg. „Also, Mina, dann zieh jetzt schon mal das Pijama an und dann kuscheln wir uns auf mein Bett zum Chillen. Und ich rufe Papa an, ob er noch beim Schulhaus vorbeigehen kann.“ „Okay, Mami,“ antwortet Mina.


Nach einer halben Stunde beginne ich mich zu wundern. Das dauert heute aber lange, bis Romeo daheim ist… „Mami, ich muss mein Handy aufladen. Ich glaube, es hat nicht mehr viel Akku“, unterbricht Mina meine Gedanken. In diesem Moment läutet es an der Haustüre. Ein mir unbekanntes Mädchen steht draussen und bringt Mina das liegengebliebene Handy vorbei. „Gina hat das Handy gefunden und mir gesagt, ich soll es schnell vorbei bringen,“ sagt das Mädchen. „Danke, Svenja,“ antwortet Mina dankbar. Nun können wir das Handy aufladen. Tatsächlich, 0 % Akku. O weh, heisst das etwa, dass Romeo das Handy echt nicht mehr orten konnte…? „Handy vorbeigebracht“, schreibe ich ihm schnell.


Zehn Minuten erscheint ein entnervter Romeo in der Wohnungstür. „Mega mühsam! Ich konnte das Handy nicht orten… „Svenja hat mir das Handy vorbeigebracht, Papi!“, zwitschert Mina fröhlich dazwischen. „Also so geht das nicht mehr weiter mit Mina. Morgen geht sie nicht mehr raus zum Spielen, wenn sie das Handy die ganze Zeit verliert, damit das klar ist!“ Oje, jetzt er schiesst er aber weit übers Ziel hinaus, denke ich. Minas Gesicht verzieht sich. Tränen laufen ihr runter und sie fängt an zu schreien. „Darüber reden wir ein anderes Mal,“ sage ich zu beiden und ziehe Mina schnell ins Zimmer.


Als Mina schläft, gehe ich zu Romeo ins Wohnzimmer. „Langsam bin ich pleite, vorgestern musste ich dem Dönermann Fr. 20.-- Finderlohn für Minas Handy bezahlen, und heute konnte ich es auf dem ganzen Schulareal suchen,“ schimpft er wieder los. „Blöd gelaufen“, finde ich ja auch. Aber ist es nicht einfach wunderbar, dass Mina ein so gutes soziales Netz hat und sich ihre Kolleginnen die Mühe machen, nach ihrem Telefon zu gucken, und es auch noch persönlich vorbei bringen…?





 
 
 

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