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Caroline

Das abgewickelte WC-Papier

Warum ich morgens um 8.00 Uhr WC-Papier aufwickle...? Ganz einfach: Heute ist der dritte Schultag von Mina...


Mina ist eine Schnellaufsteherin. Deshalb habe ich sie tagszuvor erst 40 Minuten bevor sie aus dem Haus musste, geweckt. Das hat prima geklappt. Darum öffne ich auch heute wieder um 7.15 den Fensterladen und lasse Tageslicht in Minas Zimmer. Alles im grünen Bereich, denke ich, als Mina aus dem Bett klettert und in Richtung Badezimmer davondackelt. Als ich aber vom Anziehen spreche, fängt Mina wie eine Sirene an zu heulen. Ich gehe aus dem Badezimmer und rede durch die offene Tür mit ihr, um sie nicht noch weiter zu stressen, indem ich ihr in die Augen schaue. Doch Mina schreit nur noch lauter. "Oje, denke ich, Julia wollte doch heute ausschlafen nach der letzten Semesterprüfung gestern..." Dann höre ich es rascheln im Badezimmer. Ich warte etwas ab und schaue dann vorsichtig nach: Mina ist dabei, die ganze WC-Rolle abzuwickeln... Ich nehme ihr die Rolle weg und sage: "Komm, ich helfe dir beim Anziehen." Mina schreit weiter und beginnt mich zu schlagen. Ich entferne mich aus ihrer Reichweite. Nun werde auch ich langsam gestresst, denn Mina muss sich bald auf den Schulweg machen. Leider sind für Mina alle Kleider im Kleiderschrank ganz unmöglich. Nichts geht vorwärts.


Als Minas Schreien ins Weinen übergeht und sie wie ein Häufchen Elend am Boden sitzt, lege ich vorsichtig meinen Arm um ihre Schultern und stelle mir vor, dass ich sie wie ich ein Baby wiege. Mina lässt das zu. Gut. Während die Zeit vergeht, wird das Weinen leiser. Ich versuche ich mir zu sagen: "Bleib ruhig, Caroline, es ist kein Weltuntergang, wenn Mina heute zu spät kommen sollte." "Es ist wohl am besten, wenn ich MIna heute noch mal ein Stück begleite. Aber o du Schreck, ich habe ja selbst noch den Schlafanzug an..."


Mir kommt eine Idee und ich sage zu Mina: "Wollen wir heute ausnahmsweise eine Caprisonne mit auf den Schulweg nehmen und du trinkst sie beim Gehen?" Mina nickt. Danach zieht sie sich ohne weiteres an. Ich sprinte in mein Zimmer, um mir ebenfalls ein paar Kleidungsstücke überzuziehen. Als Mina ihre Schuhe anzieht und sich dann in Richtung Wohnungstüre in Bewegung setzt, fällt mir ein Stein vom Herzen. Ich begleite sie ein kleines Stück auf dem Schulweg. Die Caprisonne in meiner Hand braucht's gar nicht. Bald schon dreht sich Mina zu mir um und sagt: "Mami, du kannst jetzt heimgehen."


Daheim wickle ich als erstes das WC-Papier wieder auf die Rolle. Ein kleiner Preis dafür, dass wir die Kurve doch noch gekriegt haben heuten Morgen...




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