2:1 - Was wäre das für ein tolles Ergebnis gewesen für die Schweiz im Achtelfinalspiel der vergangenen Fussball-WM gegen Portugal. Um Welten besser als die deklassierende Niederlage mit 1:6 Toren...
2:1 - In unserer Pflegefamilie ist das hingegen keine gute Kombination. Wir haben gemerkt, dass es für unsere Wochenenden momentan nicht förderlich ist, wenn wir von morgens bis abends zu dritt zusammen sind: Mein Mann, Mina und ich. Deshalb haben wir eine ungewöhnliche Entscheidung gefällt: Wir planen unsere Wochenenden und auch die kommenden Weihnachtsferien so, dass immer wieder mal nur eine(r) von uns mit Mina daheim ist. Warum? Nun, weil...
In den Sommerferien hatten wir genau diese Kombination, als wir zu dritt in den Badeferien waren. 12 lange Tage lang... Letztes Jahr ging das noch prima. Aber nicht dieses Jahr. Mina hat während der Ferien andauernd versucht, in unserer Dreierfamilie ein 2:1 zu erreichen, wie eine unermüdliche Torjägerin. Das heisst, sie war darauf aus, eine(n) von uns Pflegeeltern auf ihre Seite zu ziehen und den anderen Teil aussen vor zu lassen. Für meinen Mann und mich war das sehr ermüdend und der Erholungseffekt der Ferien für uns praktisch gleich Null. Aussen vor zu sein bei Mina, das fühlte sich etwa so an wie der ärgste Feind zu sein. Einen Feind schreit und schaut man böse an, tritt ihn vors Schienbein oder geht mit den Fäusten auf ihn los. Damals verstanden wir das noch nicht.
Andernfals hätten wir in den Ferien mit Mina reden können, etwa so: "Mina, vielleicht ist es für dich nicht so leicht, nur mit uns Pflegeeltern in den Ferien zu sein. Weisst du, es ist so, dass wir dich von ganzem Herzen lieb haben, und das ändert sich auch nicht, wenn wir in den Ferien sind. Und natürlich haben wir auch einander lieb und freuen uns, miteinander Zeit zu verbringen. Vielleicht ist das im Moment recht schwierig für dich, und du würdest am liebsten die alleinige Nr. 1 bei Papa oder Mama sein, damit du dich ganz sicher fühlst. Gibt es etwas, das wir tun können, damit diese Ferien für dich trotzdem ok sind, und du dann weisst, dass wir dich sehr lieb haben?"
Dann hätte sich Mina möglicherweise verstanden gefühlt und wir hätten vielleicht statt zermürbende Tage mit wechselndem 2:1 runde 3:0-Ferien erlebt. Wer weiss? Jedenfalls ist es nie zu spät, dazu zu lernen. Das tun wir nun mit abwechselnden Abwesenheiten, wenn Mina frei hat. Zuerst war das nur schwer denkbar für uns, weil wir auch gerne zusammen sind in unserer freien Zeit.
Doch dann kam dieser denkwürdige Samstag im November, an dem mein Mann eine Pflegefamilienweiterbildung besuchte und ich den ganzen Tag mit Mina alleine war. An diesem Tag musste ich mit ihr morgens zu einem Gesundheitstermin, was gewöhnlich viel tief Durchatmen und gute Nerven von meiner Seite braucht. Danach mussten wir in der Stadt Dinge besorgen, und am Abend fand auch noch der Startanlass für den kirchlichen Unterricht von Mina statt. Viele Herausforderungen an einem Tag! Dennoch stellte ich am Abend erstaunt fest, dass ich deutlich weniger müde war als sonst an einem Samstagabend. "Wie kann das sein?", fragte ich mich. Dann ging mir ein Licht auf: Genau, 2:1 war heute ausgefallen, weil wir nur zu zweit waren. Und Mina hatte super mitgemacht!
Ihr fragt euch, was jetzt mit meinem Mann und mir ist? Und wo bei dieser Wochenendgestaltung unsere Paarzeit bleibt? Nun, während ich diese Zeilen schreibe, habe ich zwischendurch unsere drei grossen Töchter angefragt, wer am Freitagabend bei Mina bleiben kann, damit mein Mann und ich wieder mal essen gehen können. Nur zu zweit! Und den Tisch im Restaurant habe ich schon mal reserviert. Wird schon klappen!
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